Der Plan für das Frühjahr 2018 war, dass ich in der Wüste von Tabernas, nördlich von Almeria zelten wollte. 2 Wochen sollten reichen diesen umzusetzen…
Im lauf der Woche behauptet der Wetterbericht, dass es besser ist wenn ich einen Tag früher, am Freitag starte. Wie so oft hat der Wetterbericht nicht recht, aber diesmal zu meinen Gunsten. Um elf starte ich Richtung Genua bei strahlendem Sonnenschein bis in die Poebene. Ab da ist es diesig aber man will ja nicht pingelig sein. Um nicht all zu spät anzukommen, ist einiges an Autobahn zu fahren. Erstaunlicherweise ist es kurzweiliger als befürchtet. Der einzige Wermutstropfen ist, dass ich mich wieder für die Westseite des Gardasees entschieden habe. Das Problem ist, dass nach und nach das Gehirn vergisst wie langweilig es hier und dort zu fahren war. Also jetzt zum merken, die Westseite besteht inzwischen nur noch aus Tunneln und langweiligen Inustriegebietsschnellstraßen. Auf die paar Kurven zwischen den Tunneln ist geschissen. In Zukunft die Ostseite runter und dann auf die Tangetiale zur Autobahn. Später ab Bobbio überfordert mich die Kurverei fast ein bisschen, so früh in der Saison. Nachdem der Wetterbericht für Samstag auch "Regen" voraussagt, suche ich mir eine Unterkunft in Autobahnnähe um flexibel Richtung Südfrankreich zu kommen.
17.3. Samstag
Der Wetterbericht lügt schon wieder falsch. Aber diesmal zu meinen Ungunsten, denn als ich zum Frühstück gehe ist es trocken und als ich gepackt habe regnet es. Also dn Regenkombi wieder auspacke, anziehen und völlig durchgeschwitzt erst mal tanken. Dann geht es auf der kurvigsten Autobahn die ich kenne, runter zum Meer. In Schräglage über die nassen eisernen Dehnungsfugen zu fahren machen die Sache spannender. Ab hier Richtung Frankreich wo das Wetter erheblich besser ist. In Nizza mache ich eine Kaffeepause und dann kurve ich ins Hinterland. Es dauert ein bisschen, aber dann läuft es wieder rund und die Fußrasten kratzen über den Asphalt. Es geht höher und höher, bis es nur noch 2 Grad hat und mehr Schnee neben, zum Teil auch auf der Straße liegt als in den Alpen. Als dann auch noch eine Regelnwand auf mich zu kommt, drehe ich um und fahre wieder Richtung Meer und blauem Himmel. Eine wunderschöne Kurverei auf einsamen verwinkelten Straßen. Ab 6 ziehen wieder dunkle Wolken auf, was mich dazu veranlasst nach einer Unterkunft ausschauen zu halten. Ich lande auf einem Bauernhof für stattliche 54€. Gegessen wird ein Burger an einem Imbiss in der Nähe. Irgendwo muss man ja sparen. Wobei, so günstig war er dann auch wieder nicht. Die dicke und teuere lange Woolpower Unterhose fängt an sich aufzulösen. Das ist bei dem Preis sehr ärgerlich.
Sonntag
Ich frühstücke sehr gut im Haupthaus mit allerlei selbst gemachten Marmeladen und starte um 8 in den Tag. Sonne, Wolken und ganz dunkle Wolken wechseln sich ab. Genau so wie die Kurven, nur dass aus diesen kein Wasser heraus fällt. Regen kann man es nicht nennen aber immer wieder kurze Nieselschauer. An und für sich nicht schlimm, wenn danach nicht immer die Straße nass wäre. Genug gemeckert, es ist eine saugeile Fahrerei. Da hat Frankreich jetzt mal wieder gezeigt was Sache ist. Alter Schwede. Am Ende enttäuschen auch noch die Woolpower Socken. Als ich abends, ohne Navi, beschließe in die nächste Auberge zu gehen, fahre ich zielsicher in die gefühlt einsamste Ecke Frankreichs. Ziemlich ausgefroren finde ich dann doch, wie immer, ein Hotel. Mit Abendmenü 65€. Bingo.
Montag
Nachts hat es so stark geregnet dass ich davon aufgewacht bin. Gaaanz schlecht. Morgens dann grau in grau und alle Berge ringsum weiß. Auch ganz schlecht. Als ich dann losfahre kommt die Sonne durch. Nicht schlecht. Tanken und den ersten Berg rauf. Schnee, und zwar "auf" der Straße. Ich überlege umzudrehen entscheide mich aber für das Abenteuer und aktiviere den Offroad Modus.
Jetzt kommt eine kleine Überlegung zum Thema Glück:
Ist es Glück wenn mir ein Schneepflug entgegenkommt? Im ersten Moment nicht, denn im Prinzip will man ja mit dem Motorrad keinem Schneepflug begegnen. Wenn es aber soweit ist, ja, denn hinter dem Schneepflug ist ja kein Schnee mehr. Zumindest theoretisch, praktisch ist es immer noch genug Schnee, um sich auf die Schnauze zulegen. Zum "Glück" ist aber nichts passiert. Als es auf der Südseite wieder runter geht ist es nur noch nass. Da denkt man: Mensch was für ein Glück. Die letzten Jahre war für mich immer Glück, wenn die nasse Straße trocken wurde. Hätte nie gedacht dass man sich über eine nasse Straße freuen kann. Um das Glück perfekt zu machen, wird es dann auch noch trocken. Herrlich.
Aber nicht genug mit Glück, denn es kommt noch heftiger. Denn ein wenig später stoppe ich, weil mich ein Auto die ganze Zeit anhupt. Das ältere Pärchen erklärt mir dass ich meinen Geldbeutel verloren hätte. Ein kurzer Kontrollblick und Schock, er ist weg! Sie erklären mir wo er mir davon flog. Merci merci... Ich drehe um und auf dem Weg zur vermeintlichen Stelle Überkommt mich Panik. Alter, wenn der weg ist, kann ich mich erschießen. Da ist ALLES drin! Ich stelle das Moped ab und gehe an der Route National entlang. Das Pärchen hält wieder gegenüber und deutet an einzusteigen. Ich habe scheinbar alles falsch verstanden. Sie fahren mich zu der Stelle, et voilà da liegt er mitten auf der Straße. Ich könnte heulen, reiße mich aber auf dem Rücksitz dieser wahnsinnig netten Menschen zusammen.
Das ist Glück! Den Rest des Tages spiele ich verschiedene "Was-wäre-wenn-Szenarien" durch. Alle Kacke!
Als sich dann um 5 ein veritabler Landregen über mich ergießt, rege ich mich zwar auf, aber heute kann eigentlich nichts meine Stimmung trüben. In einer Tanke bemühe ich Google Maps mit der Hotelsuche und lande in einer schäbigen aber voller Flair und Geschichte steckender Absteige mit einer Bar, die ausschaut als habe Ernest Hemingway höchst persönlich hier einen Cuba Libre geschlürft. Die Bedienung spricht in Maschinengewehrgeschindigkeit spanisch, und wenn man was nicht versteht, wiederholt sie es genau so schnell. Solange bis man es versteht oder auch nicht. Ich steh auf so etwas. Am Ende hilft Google Translator mit der Spracheingabe. Das Motorrad parkt im Treppenhaus vor dem "Ballsaal" wo ich im trocknen die Griffheizung wieder, zum Leben erwecken kann.
Dienstag
Als ich starte scheint die Sonne. Das tut sie auch weiter als ich durch den Wintereinbruch "pflüge". 0,5 Grad ist bisher mein Rekord. Schneeverwehungen von zum Teil 10cm auf der Straße hätte ich in den Alpen erwartet, nicht in Spanien. Während man in Barcelona Schnee schaufelt habe ich trotzdem meinen Spaß. Denn der Belag wird wieder trocken und in den Tälern steigt das Thermometer auf zum Teil 14 Grad. Als ich nach meinem üppigen Mittagsmenü für 9,50 hinauf nach Morella fahre wird es nochmal richtig kalt. Wenn ich in einer Bar Tee trinke, das heißt was. Für den Rest des Tages bleibe ich tiefer und finde zudem auch noch ein top Zimmer auf einem Bauernhof für 30€. Nach dem Studium der Wetterlage beschließe ich nicht weiter, nach Almeria in die Wüste zu fahren, sondern den Heimweg anzutreten. Denn in zwei Tage soll es wieder regnen in Spanien aber wenn der Wettergott gnädig ist, lässt er mich vielleicht in Frankreich noch ein wenig spielen.
Mittwoch
Bevor ich losfahre, stecke ich schnell neue Bremsbeläge hinten ein, spanne die Kette und verlege die Elektronik des Griffheizungsreglers in Reichweite. Hoffentlich komme ich so den sporadischen Ausfällen auf die Schliche. Dann geht es ab in die Berge. Auf einer unendlich langen Kammstraße bei Minus 1,5 Grad merke ich das es ein Fehler war. Bei der ersten Gelegenheit biege ich ab, Richtung Meer und lasse die kurvigen Straßen links liegen um lieber bei 14 Grad gerade aus zu fahren. Das ist der erste Tag der Reise der unerfüllt ist. Am Nachmittag checke ich, nicht ohne Hintergedanken das Wetter auf Korsika. Die nächsten 14 Tage nur Sonne. In einer Bar bei einem Cortado sehe ich im Netz, dass jeden Tag ein Schiff um 21 Uhr in Toulon ablegt. Lange Rede weiter Weg, das Navi wird auf Perpignan umprogrammiert und es geht durch die Nacht zurück nach Frankreich. Lieber heute eine Monsteretappe als morgen. Etwas wehmütig passiere ich die Genze, denn ein bisschen habe ich mich schon in Spanien verliebt. Um 21 Uhr bin ich windgebeutelt im F1 Hotel für 29€ mit Gemeinschaftsdusche und Toilette.
Donnerstag
Ich schütte noch Öl in die Tiger bevor ich um halb 9 auf der Autobahn Richtung Bezier durch die Camarque fahre. Die berühmten weißen Pferde sehe ich im Anhänger auf der rechten Spur neben mir. Der Mistral ist immer noch so stark, dass ich ab und zu auf die andere Spur geschubst werde oder er haut mir so auf den Helm, dass ich denke das Visier reißt ab. Am Mauthäuschen wirft er mich fast um. Ich hoffe dass er bis zu meiner Überfahrt heute Abend abflaut. Ab Bezier fahre ich durch alle Ortschaften und Kreisverkehre einen Bogen durch das Hinterland. Ab und zu ist es auch richtig kurvig, aber alles ist besser wie die Autobahn. Gegen 6 komme ich ihn Feierabend Verkehr in Toulon an. Am Hafen kaufe ich mir mein Ticket und danach eine Brotzeit. Als das Schiff mit leichten Wogen den Hafen verlässt, sitze ich geduscht in meiner Kabine und entkorke einen Rotwein. Jetzt geht es nach Korsika, wer hätte das gedacht.
Freitag
Um halb 8 setzen meine abgefahrenen Reifen auf korsischem Teer auf. So völlig unvorbereitet auf die Insel beschließe ich erst einmal einen Café in St. Florent zu trinken. Kaum angekommen fragt mich ein älterer, zu lauter, deutscher Tourist mit Pudel, ob ich wirklich von Deutschland mit dem Motorrad hier her gefahren bin. Als ich verneine und ihm erzähle dass ich vorher noch in Spanien war, meint er, da könne er nur noch den Hut ziehen. Naja wenn er meint. Ich sitze in der Sonne und programmiere mir eine schön kurvige Route ins Navi, und freue mich über mein Glück ein solches Leben führen zu dürfen. Überhebliches "Ich kenne mich ja aus auf der Insel" führt dazu, dass ich nicht mitbekomme, dass mein Navi gleich am ersten Kreisverkehr eine später raus will wie ich. 20 KM später an einer Kreuzung als ich tanken muss, dreht das Navi völlig am Rad. Egal ich fahre weiter in die falsche Richtung zur Tanke und dann alles zurück. Herrlich diese Straßen kann und will man in alle Richtungen mehrmals fahren. Meine Route führt durch die Berge wo der Winter noch in den letzten Zügen liegt. Zwar ist die Straße immer schneefrei aber zum Teil in einem desolaten Zustand. Wenn man von Spanien kommt ist man anderes gewöhnt. Für Italiener ist es wiederum nichts ungewöhnliches. Auf der anderen Seite kommt dann wieder feinste Straßenware, dass man jubilieren möchte. Zwischendrin erfahre ich, dass der angepeilte Campingplatz mit Studio entgegen der Info von der Homepage erst in 2 Wochen öffnet. Mitten auf einer Landstraße registriere ich mich bei Airbnb und frage sofort eine Unterkunft an. Ich fahre schon mal in die Richtung des Apartments und als ich fast da bin kommt die Bestätigung. Bingo. Zimmer, Küche, Bad für 33€ die Nacht. Besser und günstiger als der Campingplatz.
Samstag
Ich schlafe aus und starte dann durch das Bavella Richtung Porto Vecchio um nach Reifen zu fragen. 420€ für beide sind ein stolzer Preis. Zu Hause habe ich 280€ bezahlt. Ich beschließe den Reifenverschleiß erst mal zu ignorieren und drehe eine Schleife über den Südwesten zurück. Eine kurze aber knackige Tagesetappe. Auf dem Col de Bavella liegt noch ein halber Meter Schnee und korsische Kinder fahren Schlitten. Mich wiederum kann nichts mehr schrecken und genieße die Strecke mit sensationellen Postkartenaussichten.
Sonntag
Als ich morgens raus schaue sind ringsherum nur dunkle Wolken. Olàlà so haben wir aber nicht gewettet „Monsieur“. Erstmal frühstücken und das allwissende Weltweitnetz befragen. Siehe da, der Regen ist nur im Nordosten und verzieht sich bis Nachmittag. Somit wird es heute wieder eine Runde um die Südhälfte. Auswahl an kurvigen Straßen gibt es ja zur genüge. Die Sonne kommt dann auch wie angekündigt raus und alles passt. Zwischen Propriano und Ajaccio fahre ich diesmal am Meer entlang, denn die Route National im Landesinneren kenne ich schon. Hier ist viel enger aber trotzdem schön. Dann geht es flott und langgezogen den Col de Vizzavona hinauf wo mir einige französische Kollegen im Leder, sehr rasant entgegen kommen. Als ich oben nach rechts auf die D69 abbiege schauen einige pausierende Biker irritiert. Nach ein paar hundert Metern weiß ich auch warum. Die Straße geht noch höher hinauf, ist komplett voll Rollsplitt und später bin ich froh eine schmale Spur durch den Schnee zu haben. Aber auch dieses mal lohnt sich die Mühe, denn die Abfahrt wird dann richtig geil. Im Zickzack eine Schlucht entlang, endlos und mutterseelenallein. Am Ende bin ich wieder am Meer, nur auf der anderen Seite der Insel. Als ich um viertel nach sechs im Freien meine Pizza bestelle ist es dank Zeitumstellung noch hell, sogar sonnig. Zugegeben, so warm dass ich die Jacke ausziehen kann, ist es dann doch nicht.
Montag
Bestes Wetter und trotz derselben Temperaturen fühlt es sich heute viel wärmer an. Erstmal langweilig auf der RN bis Aléria und dann schön geschwungen rauf nach Corte. Hier kann man im T-Shirt in der Sonne sitzen und ich trinke einen Café au lait. Dann mache ich mich auf den Weg zum Col de Vergio. Mit dem höchsten Pass Korsikas habe ich noch eine Rechnung offen denn 2015 hat es geregnet. Ich bin auf einiges gefasst denn alle bisherig gefahrenen Pässe, besonders der gestrige, sind noch ganz schön in der winterlichen Fessel gefangen. Aber siehe da, hier oben ist der Schnee, und davon auch nicht so viel, nur neben der Straße. Was allerdings auf der Straße liegt ist Splitt in rauen Mengen. So gesehen ist mir da Regen auf der Fahrbahn lieber. Also wieder nix mit einer beherzten Erkundung des Passes. Dafür habe ich in den letzten Jahren insgesamt nicht so viele "Wild"-Schweine gesehen wie heute auf dem Vergio.
Unten am Meer geht's nach rechts. Auch wenn es inzwischen im letzten Motorradblatt schon zum zigsten Mal stand, diese Küstenstraße ist einfach unvergleichlich. Zumal ich sie im März auch noch für mich alleine habe. Das ist im Sommer definitiv nicht so. Da habe ich es schon erlebt, dass sich zwei Reisebusse gegenüberstehen und rien ne vas plus. In Galéria bleibe ich auf der alten Küstenstraße und wähne mich auf einem kleinen Sträßchen in den Anden oder Afrika wieder. Es wäre eine Hardenduro angebracht. Aber dann, mittendrin ohne ersichtlichen Grund, ich habe die Hoffnung längst aufgegeben, zack ein perfekter Asphalt. "Die spinnen die Korsen". Kurz hinter Calvi passiert dann eine dieser Überraschungen die ein Navi mal positiver mal negativer Art raus haut.
Dieses Mal äußerst positiv. Es führt mich nicht wie ich wollte über die dicke N197, sondern östlich davon auf der D51 zur D71. Sensationeller "Geheimtipp". Alles perfekt und mutterseelenallein. Danach geht es express mäßig über die Nationalstraßen zurück zu meiner Herberge. Es ist dann doch schon spät und 411 wunderschöne Kilometer mehr auf dem Tacho.
Dienstag
Für den quasi letzten Tag auf Korsika wollte ich es ruhig angehen. Also erst mal wieder durch das Bavellamassiv und in Zonza spitz rechts Richtung Ajacchio. Um es vorweg zu nehmen, es ist eine wunderschöne Kurverei auf meist super Straßen. Als ich auf der T40 ankomme geht es gleich geil weiter, denn die Strecke bis Cauro ist sehr motorradfreundlich. Dann geht es wieder in die Pampa. Die D27 lässt sich auch nichts vorwerfen. Wow, ich hätte nicht gedacht, dass nach dem gestrigen Tag noch was kommen kann. Aber bisher auch der Hammer nur ohne Meerblick. Dafür immer wieder imposante Ausblicke auf die unterschiedlichen Felsgipfel. Als ich wieder auf die T20 komme ist mein Tank so gut wie leer. 21 km weiter schütte ich 18 Liter in den 19L Tank. Respekt! Jetzt werde ich unersättlich und fahre heute über die D343 nach Ghisoni und dann die D69 bis Aullène. Ab da, wie heute Mittag über Zonza zurück. Ewig fährt man alleine von einem Pass zum anderen und kaum Dörfer durch die man kommt. Somit kann ich auch nichts einkaufen. Mit der Zeit kommen auch noch diverse Schmerzen an unterschiedlichsten Stellen dazu. Am Ende muss ich richtig am Kabel ziehen um vor 8 in Solenzara zu sein. Ich stürme um 19:53 in die Bäckerei mit dem besten Baguette weit und breit, um dann festzustellen dass der Supermarkt schon zu hat. Ich schaffe es aber noch in der Tanke eine Flasche Rotwein zu kaufen bevor sie schließt. Schlussendlich gehe ich Essen. Um das Brot und den Wein mache ich mir keine Sorgen.
Mittwoch
Der Wettergott kann schon ein unangenehmer Zeitgenosse sein. Mein Rückreiseplan ist folgender: Ich setze heute um 13 Uhr von Bonifaccio nach Sardinen über und nehme um 21 Uhr in Olbia die Nachtfähre nach Livorno. Am Donnerstag dann durch das Apennin nach Modena und weiter über die Autobahn nach Hause. Eventuell ein Caféschlenker am Gardasee. Aber wie gesagt der Wettergott! Ich bin schön um
12 in Bonifaccio am Hafen aber wegen der rauen See fährt das Schiff nicht. In 2 Stunden würde eines von Bastia nach Livorno gehen, was aber bei bestem Willen nicht zu schaffen ist. Wenn übrigens nicht zufällig spanische Biker die fließend deutsch und italienisch sprechen am Tor stehen und mich aufklären, würden ich heute noch dumm dreinschauend vor dem verschlossenen Tor stehen. Kein Schild, kein Mensch, kein Nix. Hier wird Kundenservice ganz groß geschrieben.
Das einzige was noch bleibt ist von Ajacchio oder Bastia, über Nacht wieder nach Toulon zu fahren. Ich entscheide mich für Bastia, denn in Ajacchio wäre ich ja schon in 2 Stunden. Also nehme ich den Weg über Ajacchio nach Bastia. Während ich so dahin kurve mache ich mir Gedanken über meinen komplett abgefahrenen Hinterreifen. Der Vordere ist nur an den Flanken dahin, in der Mitte ist noch ein guter Millimeter Profil. Ich bin mir sicher dass ich mit einer Glatze hinten keine 1000 KM Autobahn nach Hause schaffe. Somit gönne ich mir um 17 Uhr in Bastia noch einen Metzeler Tourance Next für schlappe 190€. Dann kaufe ich noch das Ticket und Bier. Alter, jetzt wird es Zeit, dass ich Heim komme.
Donnerstag
Um 7:30 rolle ich aus der Fähre, befülle die Tiger mit Luft und Öl, bevor ich auf die Autobahn fahre. Um es kurz zu machen, nach 11 Stunden, 2 Espressi und einem heißen Kakao ist der Spuk vorbei, und ich bin wohlbehalten wieder zu Hause. Ohne Caféschlenker am Gardasee weil es da regnet und auf dem Brenner war der Schneeregen soviel mehr Schnee als Regen, dass er auf meiner Scheibe und dem Visier alles dicht gemacht hat. Schnee ist somit das zentrale Thema dieser Reise.
Alles in allem hatte ich Glück, einmal Riesenglück und ich habe wieder viel erlebt, gesehen, gegessen, getrunken und bin viel gefahren.
Resumee
Den Thermokombi brauche ich nicht mehr denn meine neue Dainese Jacke hat in Kombination mit meinem Merinotroyer alles bis minus 1,5 Grad abgedeckt. Wie bei allen meinen Jacken entfernte ich sofort das "Thermo" Inlet und nehme meine winddichte Fleecejacke dafür. Wenn ich die auch noch eingesetzt hätte dann wären Minus was weiß ich drin gewesen. Ich überlege sie durch eine dieser dünnen Daunenjacken auszutauschen.
Schlussendlich habe ich eine Menge sinnloses Gepäck durch Südeuropa gekarrt. Aber wenn man es vorher wüsste, nähme es man ja nicht mit.
Ich habe beschlossen mich nicht mehr über den Reifenverschleiß aufzuregen. Es ist wie tanken, da regt man sich ja auch nicht auf. Obwohl, warum... ach vergiss es.
Auf der anderen Seite ist es schon faszinierend was moderne Reifen alles können. Von Minus 1,5 bis 17 Grad, auf Schnee, im Nassen und über zernarbte sandige Teerflickereien. Immer hatten die Pirellis (Scorpion Trail 2) erstaunlich viel Grip, meist deutlich mehr als ich benötigte und haben mich vor allen Dingen nie im Stich gelassen. Aber nach guten 5000 KM komplett am Ende ist natürlich bitter.
Ach ja, und die Route National heißen auf Korsika jetzt Route Territorial. Also T statt RN. Egal, Hauptsache kurvig.
Mist!
Leider sind beim Umzug auf mein neues Handy die Tracks dieser Reise spurlos verschwunden. Ich kann nicht mal annähernd die Route nachvollziehen, was mich sehr ärgert, aber es ist wie es ist.