Nach meiner KALABRIEN REISE 2012 entschied ich mich für eine Frühjahrs Tour nach Sardinien. Entgegen meiner Recherche im Vorjahr, stellte sich heraus, dass SAREMAR (inzwischen macht das Moby Lines) das ganze Jahr zwischen Korsika und Sardinien verkehrt. Somit konnte ich eine Scharte meiner TRANS-ITALIEN REISE 2012 auswetzen. Damals schaffte ich es nicht das Cap Corse zu umrunden.
Ein Plan war schnell geschmiedet. In einem Tag nach Genua fahren und mit der Nachtfähre nach Bastia übersetzen. Dann in weiteren zwei Tagen in den Nordosten Sardiniens übersiedeln um dort eine Basis zu beziehen. 4 Tage lang Sardinien erkunden und schließlich wieder mit einer Nachtfähre zurück nach Livorno übersetzen. Von dort aus über Cinique Terre ins Trebia-Tal fahren und abschließend über den Gardasee nach Hause. Wie immer ein guter Plan, aber....
Am 2. März 2013
geht es los. Auf dem Weg zur Garage rutsche ich erst mal aus. Überall ist dicker, gefrorener und spiegelglatter Reif. Um 10 Uhr schleiche ich, auf- und eingepackt, zur Hauptstrasse und hoffe auf Salz. Alles läuft wie am Schnürchen, trotz der Minusgrade über Bad Tölz - Garmisch - Innsbruck und den Brenner. Bei Rovereto geht es runter von der Autostrada und raus aus dem Thermokombi. Erste Frühlingsgefühle regen sich auf der Gardesana Occidentale gen Süden und dann fahre ich wieder auf der Autobahn durch die Poebene. Ab Piacenza geht es durch das Trebia-Tal und ich überlege ernsthaft den Thermokombi wieder anzuziehen, entscheide mich aber dagegen und fahre runter nach Genua. Das Apennin darf man einfach nicht unterschätzen. Nochmal muss ich auf die Autobahn nach Savonna, denn Corsica Ferries legt gar nicht in Genua ab. Gleich am Hafeneingang liegt strategisch günstig ein Supermarkt, wo ich mir ein Zielbier und Wasser kaufe und dann um 19:15 zwischen unzähligen korsischen Skifahrern am Pier stehe. Punkt 21 Uhr legt die Fähre zu einer ruhigen Überfahrt ab. Die französische "Kombüse" ist nicht besser wie alle anderen, aber das Glas Rotwein dazu ist in Ordnung und macht die Augen schwer. - 675 KM
3. März
Morgens um 8 lege ich bei strahlendem Sonnenschein in Bastia an. Aus dem Hafen raus und in die erste Tankstelle mit Dampfstrahler rein, um die dicke Salzschicht abzuwaschen. Es wird sich rächen, nicht zu tanken. Für Mittag kaufe ich noch frisches Baguette, Salami und Tomaten und ab geht´s zum Cap Corse. Als die Tankanzeige blinkt gibt es eine Überraschung. Die Automatentankstelle nimmt kein Bargeld nur Karten aber leider nicht meine, weder EC noch MASTER. In Thailand konnte ich damit überall Bargeld abheben aber in Frankreich nicht mal tanken. Soviel zur EU. In der Bar nebenan erklärt man mir, dass 6 KM zurück eine offene Tannkstelle ist. Aus den 6 werden 17 KM die ich aber aufgrund der sensationellen Strecke gerne zwei mal fahre. An der Westseite des Cap Corse mach ich bei 22 Grad in der Sonne am Strand Mittagspause und kann es kaum glauben, dass ich am Vortag noch im tiefen Winter war. Weiter geht es über St. Florent, Calvi und engste, kurvigste Sträßchen in den Süden. Immer wieder wenn ich an Höhe gewinne liegt noch Schnee neben und manchmal Splitt auf der Straße. Um 17 Uhr hab ich die Schnauze voll von der Kurverei und suche mir ein Hotel. 50€ sind kein Schnäppchen, aber so ist es halt in Frankreich. Das "Menu de Jour" kostet dann auch noch 36€ ist aber echte Haute Cuisine. Zurück im Zimmer stelle ich fest, dass die Heizung nicht geht und die Decke mediterran dünn ist. Leider kommt auch keine Zweite versprochene mehr und somit schlafe ich mit langer Unterhose und Pulli. - 315 KM
4. März
Nach dem Frühstück bei schönstem Sonnenschein aber starken Wind fahre ich über Ajaccio und die N196 nach Bonifacio. Irgendwo auf dem Weg biege ich ab und suche mir ein schönes Plätzchen für meine Brotzeit. Nichts geht über frisches, echtes Baguette. Danach setze ich mit der Fähre nach Sardinien über, die im Winter nur 3 mal am Tag geht. Weiter geht es an der Ostküste zur berühmten Costa Smeralda, von der ich mir mehr erwartet habe. Fahrerisch sowie landschaftlich ist es langweilig, zumindest ohne Yacht. Ich frage mich immer wieder, warum es die Italiener nicht schaffen Strassenschilder aufzustellen mit denen man was anfangen kann. In San Theodoro zum Beispiel, fährt man den Schildern nach, so lange im Kreis bis der Tank leer ist. Die Wolken werden immer dunkler und es fängt an zu tröpfeln als ich mein gebuchtes Agriturismo erreiche. Ein tolles Zimmer, eine heiße Dusche und die Heizung läuft schon auf Hochtouren. Das Abendessen ist agriturismotypisch sehr üppig und sehr gut. - 345 KM
5. März
Der Dienstag Morgen ist Wolkenverhangen und es nieselt. Mein Bruder mit Freundin legt um 7:30 in Olbia an, aber benötigt für die 45 KM nach Posada eineinhalb Stunden. Wie gesagt, die italienische Beschilderung. Beim gemeinsamen Frühstück schaue ich mir, Smartphone sei Dank, die Wetterlage auf Sardinien an. An der Westküste ist es stürmisch und wolkig aber trocken. Somit brechen wir mittags im Regen auf und fahren ihm auf der Autobahn davon. Hochebenen, Steilküste, Stausee, Bosa, Alghero, Villanova. Eine super Nachmittagskurverei. Auf der Rückfahrt über die Autobahn regnet es wieder, aber die Nässe hat keine Chance gegen die Endorphine. - 379 KM
6. März
Wieder regnet es am Morgen. Wieder wird das Wetter am Nachmittag gut. Wir fahren mittags los nach Olbia um Fährtickets für die Rückfahrt zu kaufen. Natürlich findet sich ein Weg der weder der schnellste noch der kürzeste ist. Vielleicht der Kurvigste, aber das müsste man noch mal ausprobieren. Oben in den Hochebenen ist es frisch, am Meer sonnig warm. Dieses hin und her begleitet uns während des gesamten Aufenthaltes. Bis wir zurückkommen ist es schon dunkel. Wie immer ist das Abendessen so üppig, dass man sich fragt ob es überhaupt jemanden gibt, der diese Mengen vertilgen kann. Jeden Abend vorzüglichste sardische Küche aus eigenen Produkten, mit Antipasto, Primo und Secondo Piatto sowie Fruttas und Vino Rosso. - 238 KM
7. März
Sonne und 22 Grad, so gefällt uns das. Los geht´s schon morgens an der Ostküste die SS 125 entlang bis Tortoli und dann in die Berge. Wieder eine komplett andere Landschaft und wieder atemberaubend. Kurven ohne Unterlass mit immer wieder anderen Ausblicken. Viel zu früh wird es leider dunkel, aber die Aussicht auf das Abendessen erhellt das Ende eines jeden Tages. - 408 KM
8. März
Es heißt packen, eine große Flasche vom hauseigenen, hervorragenden Cannonau verstauen und sich verabschieden. Leider steht schon die Rückreise an. Mit einem Abstecher über die Nordwest Küste geht es nach Olbia. Zum Abschluß noch eine sensationelle Kurverei durch die Berge. Einzig der Wind macht mir Sorgen wegen der Überfahrt als wir abends in Olbia einschiffen. Tatsächlich ist es aber dann auf der riesigen Mobby Lines Fähre relativ ruhig. - 370 KM
9. März
Als wir in Livorno vom Schiff rollen hängt eine dicke Wolkendecke über uns und das geplante Tagesziel, ein Hotel im Trebiatal, hat noch geschlossen. Neues Ziel: Gardasee, Tremosine. Voller Zuversicht fahren wir auf der Autobahn bis La Spezia und dann nach Cinque Terre. Doch dann ist die Strasse gesperrt und es fängt schließlich auch noch an heftig zu regnen. Wir fahren zurück nach La Spezia und auf die Autobahn, um dann, wo möglichst wenige Wolken im Apennin hängen, diesen zu durchqueren. Bis Genua lichtet sich allerdings nirgends das Dunkelgrau und wir fahren durch bis Brescia am Gardasee. Hier ist es trocken und wir nehmen die Strecke über den Idro- und Valvestinosee, um wenigstens ein paar Kurven ausser Autobahnausfahrten gefahren zu sein, zum üblichen Hotel in Vesio mit Sauna und Whirlpool. Pizzen und Vino Rosso beenden den enttäuschenden Tag. - 364 KM
10. März
Am letzten Tag zeigt sich Italien wieder von seiner gewohnten sonnigen Seite. Wir fahren über Tenno, Molveno und den Mendelpass bis Bozen und dort auf die Autobahn. Ein versöhnlicher Abschluss. Noch mal unter blauem Himmel carven und dann über den Brenner - Innsbruck - Garmisch - Tölz nach Hause. - 568 KM
3500 Kilometer und ein Hinterreifen (Pirrelli Angel ST) später ist der Frühlingsausflug 2013 schon wieder zu Ende. Es schneit wieder und der Winter kehrt zurück. Manchmal braucht man auch einfach Glück.